Editorial

Warum heißt Ihre Firma eigentlich Cube Biotech, Frau Maertens?

(27.4.17) Rede und Antwort steht die Biologin Barbara Maertens, früher bei Qiagen angestellt und seit knapp fünf Jahren Mitgründerin und Geschäftsführerin des Auftragsforschungs-und Reagenzien-Anbieters aus Monheim bei Düsseldorf.
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Das Cube-Biotech-Kernteam (von links): Barbara Maertens, Jan Kubicek, Roland Fabis
© Cube Biotech

Frau Maertens, was genau macht ihre Firma?

Barbara Maertens: Bei uns dreht sich alles um Protein- genauer Membranproteinreinigung, -stabilisierung und -kristallisation. Die Idee ist, dass wir die dazu benötigten Produkte sowohl selbst herstellen als auch für unsere Dienstleistungen verwenden - gemäß unserem Schlagwort "We use what we sell, and we sell what we use." Das bedeutet auch, dass wir das, was wir selbst anwenden, weiter optimieren. Auf diese Weise sind im Laufe der Zeit viele Produkte entstanden, die wir über unsere Webseite und Vertriebspartner vertreiben. In Deutschland und Österreich sind wir durch Biozym vertreten, in Asien haben wir lokale Vertriebspartner. Für den amerikanischen Markt haben wir vor vier Jahren die Cube Biotech Inc. gegründet. Wir sind also im Prinzip weltweit unterwegs.

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Welche Technologien liegen Ihren Produkten zugrunde?

Maertens: Wir stellen unter anderem Affinitätsmatrizes selbst her. Das können Me-too-Produkte (Nachahmerprodukte; Anm. der Red.) sein wie Nickel-NTA-Affinitätsmatrizes, die wir allerdings beispielsweise hinsichtlich EDTA- und DTT-Stabilität auch weiter entwickelt haben. Wir stellen magnetische Beads zur Proteinreinigung her. Und wir haben beispielsweise eine spezielle Affinitätsmatrix für Membranproteine, das Rho1D4-Harz. Außerdem stabilisieren wir Membranproteine – ein nicht immer einfaches Unterfangen. Dafür nutzen wir die Nanodisc-Technologie. Nanodiscs sind kleine Lipidscheiben, die von Gürtelproteinen, sogenannten Apolipoproteinen, zusammen gehalten werden. In diese kleinen, flachen Lipidscheiben kann man Membranproteine inserieren. Abnehmer hierfür sind zum Beispiel pharmazeutische Unternehmen, die ihre Wirkstoffkandidaten an Membranproteinen testen wollen. Aber es ist auch Teil unserer Philosophie, die Tools Uni-Kunden zur Verfügung zu stellen, die diese Prozesse in ihren Laboren selbst machen wollen.

Wie kam es zur Gründung von Cube Biotech?

Maertens: Wir sind ein Team von ehemaligen Qiagen-Mitarbeitern. Bis 2012 haben wir alle in der F&E und in der Bioproduktion von Qiagen gearbeitet. Irgendwann haben wir uns dann entschieden, etwas eigenes zu machen, und haben die Firma Cube Biotech gegründet.

Wer sind 'wir'?

Maertens: Wir sind ein Team von drei Wissenschaftlern, die hier vor Ort arbeiten und die wissenschaftliche Leitung haben: der Chemiker Roland Fabis, der Biochemiker Jan Kubicek, und ich. Außerdem Roland Gamp und Ute Boronowsky; sie sind verantwortlich für Finanzen und Marketing.

Cube bedeutet ja Würfel. Was genau hat das mit Ihren Produkten zu tun? Wie ist dieser Firmenname entstanden?

Maertens: Das ist bei einem Brainstorming entstanden. Wir waren gerade dabei, ein Produkt zu entwickeln, und zwar die Kubischen-Phasen-Kristallisationsplatten. Die kubische Phase ist im Prinzip ein Flüssigkristall, der dazu benutzt wird, Membranproteine zu kristallisieren. Diese Technologie, diese Platten nutzen und verkaufen wir. Kubische Phase – Cube Biotech, dabei ist es dann geblieben. Das Logo, der Würfel, stellt eine stilisierte Alpha-Helix dar, also eine Membranproteinhelix, die sich einmal durch die Membran windet. Das war der Hintergedanke zum Namen und die Verbindung zu unseren Dienstleistungen und Produkten.

Was hat Qiagen dazu gesagt, dass sich fünf ihrer Mitarbeiter mit einer eigenen Firma selbständig machen? Zumal Sie mit verschiedenen Produkten, wie beispielsweise den Affinitätsmatrizen, im gleichen Gewässer fischen. Hat das Unternehmen Sie unterstützt?

Maertens: Auf das Thema Qiagen werden wir öfters angesprochen. Wir sagen immer: das Verhältnis ist neutral. Sie haben uns bei der Firmengründung und später weder aktiv unterstützt noch Steine in den Weg gelegt.

Sie haben 2012 und 2013 Anschubfinanzierungen erhalten, die sie sicherlich über die erste Zeit gebracht haben. Schreiben Sie fünf Jahre nach der Firmengründung bereits schwarze Zahlen?

Maertens: [Zögert] Das ist immer eine Definitionsfrage. Wir sind auf einem guten Weg. Wir schreiben schwarze Zahlen insofern, dass wir kostendeckend arbeiten. Im Gegensatz zu einem Startup, das zum Beispiel ein Medikament, einen Wirkstoff entwickelt, der nach zehn Jahren Entwicklungszeit entweder hop oder top ist, ist das bei uns ein anderes Modell. Wir haben von Anfang an Produkte hergestellt, sowohl Me-Too-Produkte haben als auch selbst entwickelte, die uns tragen und die Umsatz bringen.

Die Fragen stellte Sigrid März

 

Steckbrief: Cube Biotech

Gründung: 2012

Sitz: auf dem Creative Campus in Monheim am Rhein

Mitarbeiter: 9

Produkt: Produkte und Dienstleistungen rund um die Themen Membranproteinreinigung, -stabilisierung und -kristallisation

 

Foto:Das Cube-Biotech-Kernteam (von links: Barbara Maertens, Jan Kubicek, Roland Fabis)



Letzte Änderungen: 22.05.2017