Editorial

Warum heißt Ihre Firma Metaheps, Herr Benesic?

(15.02.2018) Rede und Antwort steht Andreas Benesic, Geschäftsführer und Mitgründer des Planegger Startups Metaheps, das mit den namengebenden Zellen patientenspezifisch Medikamententoxizität testet.
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Metaheps-Geschäftsführer Andreas Benesic

(15.02.2018) Laborjournal: Herr Benesic, Sie sind Internist am Klinikum der Universität München. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Firma zu gründen?

Andreas Benesic: Das war ich ja nicht alleine. Gegründet haben Alexander Gerbes vom Klinikum Großhadern [Leiter des Leberzentrums; Anm. d. Red.] und ich. Herr Gerbes ist weiterhin in beratender Funktion dabei, als Beirat. In der Firma sind wir inzwischen drei Aktive.

Also eine eher kleine Gruppe. Aber das Unternehmen ist ja noch jung, da ist noch Potential...

Benesic: Nachdem es klein angefangen hat, haben wir gesagt, wir machen klein weiter. Das Konzept des Unternehmens ist nicht auf großen Mitarbeiterzahlen aufgebaut sondern auf großen Erkenntnissen. [lacht]

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Welche da wären?

Benesic: Ich bin 2006 in die Arbeitsgruppe von Alexander Gerbes nach Großhadern gekommen. Damals hatten wir noch die Idee, man könne aus Blutzellen Leberzellen generieren, um damit irgendwann Patienten zu behandeln. Wir haben aber recht schnell gemerkt: a) so richtig einfach geht das nicht und b) so viel Blut kann man niemandem abnehmen, um damit eine ausreichende Menge an Leberzellen herzustellen. Allerdings haben wir gesehen, dass wir Monozyten unter Zellkulturbedingungen dahin bringen können, dass sie verschiedene Leberzelleigenschaften zeigen. Und interessanterweise variierten diese Eigenschaften von Patient zu Patient. Unsere Metaheps-Zellen spiegeln quasi den Leberstatus eines Patienten wider. So kam uns die Idee, dass diese Zellen ein Modell sein könnten für den individuellen Stoffwechsel, und so auch für die idiosynkratische Toxizität von Wirkstoffen.

Das müssen Sie bitte erklären: Was ist idiosynkratische Toxizität?

Benesic: Das ist eine nicht vorhersehbare Medikamententoxizität, die zudem noch dosisunabhängig ist. Die Diagnose ist schwierig, denn jeder Mensch reagiert anders auf verschiedene Wirkstoffe. Da kommt ein Patient zu uns, der hat einen Leberschaden und der nimmt Medikamente. Zunächst wird alles andere ausgeschlossen, also beispielsweise Viren, Gallensteine, Durchblutungsprobleme. Wenn wir nichts finden, bleiben die Medikamente übrig. Dann haben wir eventuell einen Fall von DILI.

Wofür steht die Abkürzung DILI?

Benesic: Drug-Induced Liver Injury, also medikamenteninduzierter Leberschaden. Aber neue Studien zeigen, dass die Diagnose DILI oft nicht korrekt ist, das Medikament also nicht der Auslöser des Leberschadens ist. Wenn jetzt einer von eintausend Patienten das Medikament nicht verträgt, wäre es nicht viel schöner, den einen zu finden und die 999 trotzdem zu behandeln? Denn diese 999 profitieren ja von dem Medikament. Wir sind also weg von der Idee, die Zellen als präklinisches Modell zu nutzen, sondern als diagnostisches Tool.

Wer könnte so ein Werkzeug gebrauchen?

Benesic: Die Pharmafirmen! Wenn die ihre Medikamente testen lassen, und von eintausend Patienten zeigen drei auffällige Leberwerte, dann sagen die Zulassungsbehörden: Das ist nicht gut, das wollen wir so nicht auf dem Markt sehen. Und wir können dann sagen: Wir haben hier zwar drei Patienten mit auffälligen Leberwerten, aber unser Test war negativ und wir haben eine andere Erklärung, beispielsweise eine Ko-Medikation mit einem zweiten Medikament. Das kann man im Beipackzettel vermerken: 'Nicht zusammen nehmen mit … '. Dann erhält so ein Medikament vielleicht doch noch eine Zulassung.

Welche Arten von Medikamenten testen Sie auf den Metaheps?

Benesic: Momentan ist das alles, was wir aus der Klinik Großhadern und von den Kooperationspartnern, wie zum Beispiel dem Universitätsklinikum der Chinese University Hong Kong, an DILI-Fällen kriegen: Nicht-steroidale Antirheumatika, Antibiotika, Antiepileptika, Antipsychotika, also die Medikamente, die man auch aus den großen Register-Studien kennt. Außerdem testen wir Medikamente, die Patienten zusätzlich nehmen, die aber nicht an erster Stelle verdächtig sind, DILI verursacht zu haben, wie beispielsweise Blutdruckmedikamente, Magensäureblocker oder Antidiabetika.

Das heißt, Sie testen dann auch alle Wirkstoff-Kombinationen?

Benesic: Das ist ein zweistufiges Programm. Zunächst testen wir die einzelnen Substanzen, anschließend pharmakologisch interessante Interaktionen. Alle Kombinationen zu testen wäre ein bisschen heftig, denn es gibt Patienten, die kommen mit acht oder zehn Medikamenten zu uns. Diese Komplexität ist ja auch das, was die Diagnose bei Leberschäden so schwierig macht.

Ihre Firma heißt ja so wie Ihre Zellen. Wie sind Sie auf Metaheps gekommen?

Benesic: Ich muss zugeben, dass war primär die Idee von Alexander Gerbes. Nach einem Brainstorming sind wir zu dem Schluss gekommen, dass das die beste unserer Ideen war. Denn einerseits steckt der Metabolismus darin, anderseits der Hepatozyt, also die Leberzelle. Außerdem steht 'Meta' als griechische Silbe so ein bisschen transzendent darüber. [lacht]

Das ist aber sehr unwissenschaftlich.

Benesic: Es muss ja nicht immer alles so wissenschaftlich sein.

Die Fragen stellte Sigrid März

    Steckbrief Metaheps

  • Gründung: 2014
  • Sitz: Planegg/Martinsried, im Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) und in direkter Nachbarschaft zum Klinikum Großhadern
  • Mitarbeiter: 3
  • Produkt: personalisierte hepatozyten-ähnliche Zellen zur Testung von Medikamententoxizität


Letzte Änderungen: 15.02.2018