Editorial

Money makes the world go around

Sie wollen ins Ausland? Wieviel Geld bekommen Sie wo? Sind Forscher überhaupt bezahlbar? Und wenn ja, dann mit Geld? Sollten wir also deswegen lieber nach Malta oder Zypern umsiedeln, oder uns mit den Luxemburgern auf ihren wenigen Quadratmetern drängeln? Fragen über Fragen...

(16.01.2008) Für viele Forscher stellt sich während ihrer Laufbahn die Frage, ob sie einige Jahre als Doktorand oder als Postdoc im Ausland verbringen sollen. Bei der Auswahl des Gastlabors spielen bereits geknüpfte Kontakte, wissenschaftlicher Rang und Ausstattung des Gastlabors sowie Unterstützung durch den dortigen Laborleiter eine wesentliche Rolle. Doch auch das zu erwartende Gehalt ist ein wesentlicher Faktor – vor allem, wenn man für die Zeit nach dem Auslandsaufenthalt nicht bereits einen Anschlußvertrag in der Tasche hat.

Die Europäische Kommission veröffentlichte 2007 eine vergleichende, fächerübergreifende Studie über Forschungsgehälter in Ländern der Europäischen Union und assoziierten Ländern. Diese Studie zeigte, dass es je nach Arbeitsland bei den Gesamtjahreseinkommen Unterschiede von bis zu 84 Prozent gibt.

Spitzenplätze in puncto Gesamtjahreseinkommen belegen Österreich, die Schweiz, Israel, die Niederlande und Luxemburg. Forschergehälter in diesen Ländern reichen an das Gehaltsniveau in den USA, Australien und Japan heran. (Legt man die Nettojahreseinkommen zugrunde, kommen noch Zypern und Großbritannien zur Spitzengehaltsgruppe dazu). Allerdings unterscheidet sich die Gehaltsentwickung mit zunehmender Forschungserfahrung in verschiedenen Ländern stark. Gemessen am Gesamteinkommen pro Jahr sind zu Beginn einer Forschungslaufbahn (0-4 Jahre Erfahrung) Malta, Österreich und Norwegen am interessantesten, nach 5-7 Jahren Forschungserfahrung Österreich, Luxemburg und die Schweiz. Nach 8-15 Jahren Forschungserfahrung belegen Österreich, die Schweiz und die Niederlande Spitzenplätze bezüglich des Gehalts und nach über 15 Jahren Israel, die Schweiz und die Niederlande. Deutschland rangiert auf den Plätzen 10 (nach 0-4 Jahren), 6 (nach 5-10 Jahren) und 7 (nach 11 bis über 15 Jahren Forschungserfahrung) unter 33 verglichenen Ländern.

Interessanterweise verdienen in Deutschland Forscherinnen pro Jahr im Durchschnitt 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen und erst nach über 15 Jahren Forschungserfahrung etwa gleich viel. Vielleicht sollte man hierzulande statt über Forschungskindergärten, Kinder- und Rentneruniversität eher über bessere Laufbahnmodelle für produktive Wissenschaftlerinnen nachdenken. Deutschland liegt mit dieser Gehaltsdifferenz jedoch keineswegs an der Spitze. Den traurigen Rekord halten Estland, Israel, Portugal und Tschechien mit über 35 Prozent niedrigeren durchschnittlichen Jahreseinkommen für Forscherinnen.

Doch noch einmal: Geld ist nicht alles. Bevor Sie ohne Not das Labor verlassen, in dem Sie sich bereits eine Position erarbeitet haben, schauen Sie auf die Chefs: Den alten und den potenziell neuen. Es gibt Chefs, denen es gleichgültig ist, was man macht. Es gibt Chefs, die ihre Ehemaligen fördern und gerne auf ihrer Alumni-Seite aufführen. Aber, Vorsicht! Es gibt Chefs, die einen in jeder Hinsicht abwürgen, falls man nicht weiterhin in ihrem Labor oder wenigstens in ihrem Netzwerk bleibt. Die Letzteren sind Chefs aus der Hölle, wohin sie auch gehören. Welcher Typ ist Ihr jetziger oder Ihr zukünftiger Chef? Lohnt es sich für die paar Kröten zum Teufel zu gehen?



Bettina Dupont



Quelle:

European Commission, Research Directorate-General. 2007. Remuneration of Researchers in the Public and Private Sectors.



Letzte Änderungen: 18.01.2008