Editorial

Kreative Köpfe gefragt

Performing Science2: Zweiter Gießener Preis für wissenschaftliche Präsentation & Lecture Performance

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(10. Mai 2011) Die Zeiten, in denen schlecht leserliche Overheadfolien bei Vorlesungen und Vorträgen über den Projektor gezogen wurden, gehören wohl der Vergangenheit an. Im Zeitalter der multimedialen Dauerbeschallung sind aber auch konventionelle Präsentationen à la Powerpoint, Keynote & Co. nicht mehr in der Lage, ein Auditorium zu fesseln. Originelle Darbietungen sind gefragt. Das Zentrum für Medien und Interaktivität (ZMI) der Uni Gießen schreibt zum zweiten Mal den Gießener Preis für wissenschaftliche Präsentation & Lecture Performance aus. Bewerbungen sind noch bis zum 31. Mai möglich. Laborjournal-Reporter Ralf Schreck sprach mit Sabine Heymann, ZMI Geschäftsführerin und Koordinatorin des Wettbewerbs.

Laborjournal: Was war die ursprüngliche Idee von Performing Science?


Sabine Heymann: Die Idee zum Wettbewerb entsprang in erster Linie der jahrelangen Beschäftigung des ZMI mit den Auswirkungen neuer Medien und Präsentationsformen auf die wissenschaftliche Kommunikation. Den Initiatoren Henning Lobin, Heiner Goebbels und Claus Leggewie ging es darum, „den Blick auf die performative Dimension wissenschaftlicher Präsentationsformen zu lenken“. Um dem Unterschied, aber auch dem wechselseitigen Verhältnis von wissenschaftlicher Präsentation und künstlerischem Ausdruck Rechnung zu tragen, wurde der Preis 2007 zunächst in zwei Kategorien vergeben: „Wissenschaftliche Präsentation“ und „Lecture Performance“.

Was hat sich nun im Vergleich zur ersten Auflage des Wettbewerbs verändert? 


Sabine Heymann: Ein wesentlicher Unterschied ist, dass es bei Performing Science² nur noch eine Kategorie gibt. Die Trennung von „wissenschaftlichen Präsentationen“ und „Lecture Performance“ in zwei Sparten ist aufgehoben, da die Übergänge mitunter fließend sind und es uns sinnvoll erschien, dies auch anhand des Wettbewerbsformats zum Ausdruck zu bringen. Roter Faden ist diesmal der „Experimentalvortrag“, da Performing Science²  im Zusammenhang mit dem Internationalen Jahr der Chemie ausgeschrieben wird. Dies soll aber ausdrücklich nicht heißen, dass nur Präsentationen und Performances aus der Chemie erwünscht wären. Performing Science² ist offen für alle Fächer. Nicht zu vergessen ist auch eine Änderung, die insbesondere die Kandidatinnen und Kandidaten freuen dürfte: Das Preisgeld ist deutlich höher als 2007.

Science Slams, in deren Vordergrund die meist populärwissenschaftliche Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte steht, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Grenzen Sie Ihren Wettbewerb davon ab oder glauben Sie, dass Performing Science maßgeblich zur Popularität des Science Slam in Deutschland beigetragen hat?


Sabine Heymann: Wir als Veranstalter nehmen diese Entwicklungen zwar zur Kenntnis. Der Wettbewerb an sich hat aber mit den Science Slams nichts zu tun. Uns geht es nicht um die Popularisierung von Wissenschaft. Uns interessiert das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft. Auf dem Weg zu „Science 2.0“ sehen sich die Wissenschaften heute in der Verantwortung, die Gesellschaft stärker als bisher in Forschungsprozesse mit einzubeziehen. Die Vermittlung wird zum entscheidenden Thema.

Könnten Sie bitte näher erläutern, welche Formen der Präsentation und Performance in diesem Jahr gefragt sind?


Sabine Heymann: Experimentalvorträge wurden zunächst als nicht-wissenschaftlich verurteilt, spielten schließlich aber eine wichtige Rolle in der Entwicklung der modernen Experimentalwissenschaften. Durch den Einsatz neuer Medien wandeln sich heute die Formen, in denen Wissen öffentlich präsentiert wird, erneut. Gefragt ist also nicht nur nach dem traditionellen Experimentalvortrag, sondern vor allem nach wissenschaftlichen und künstlerischen Präsentationen, die Forschungsprozesse vor Augen führen, die sich experimentell und künstlerisch mit Medien und traditionellen Formen der Wissenspräsentation auseinandersetzen.

Wie ist die bisherige Resonanz auf die Ausschreibung? Was sind Ihre Erwartungen bezüglich der Beiträge?


Sabine Heymann: Die Resonanz ist auch diesmal sehr groß. Aus diesem Grund haben wir uns gerade dazu entschlossen, die Ausschreibungsfrist um einen Monat auf den 31. Mai zu verlängern. Was die Beiträge betrifft, so lassen wir uns gerne überraschen.

 

 

Interview: Ralf Schreck
Bildnachweis (2): iStock/CrackerClips,
                          ZMI



Letzte Änderungen: 04.03.2013