Editorial

Zweitverwertungsrecht - auf dem Grünen Weg zu Open Access

Open Access – klar! Aber Zweitverwertungsrecht? Für alle, die sich im Publikationsdschungel nicht zurecht finden, hat die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen „Frequently Asked Questions zu Open Access und Zweitverwertungsrecht“ beantwortet.

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(9. August 2011) Mit der Schwerpunktinitiative „Digitale Information“ will die Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen, der neben der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) acht weitere wissenschaftliche Organisationen angehören, bis 2012 die digitalen Voraussetzungen schaffen, damit alle Wissenschaftler bestmöglichen Zugang zu Forschungsliteratur haben. Dazu gehört auch das Publizieren nach dem Open Access-Modell, das Lesern kostenlosen Zugang zu wissenschaftlichen Artikeln gewährt. Orientierung gibt die Allianz in ihren „Frequently Asked Questions zu Open Access und Zweitverwertungsrecht“.

Zur Open Access-Publikation führen zwei Wege, der „Goldene“ und der „Grüne“. Wählen Autoren den „Goldenen Weg“, stehen ihre Artikel dem Leser ab dem Zeitpunkt der Publikation – beispielsweise in PLoS oder bei BioMed Central – kostenlos zur Verfügung. Der „Grüne Weg“ ist eine Mischung aus Open Access und herkömmlichem Publizieren. Mit ihm können Autoren die (elektronische) Zweitveröffentlichung einer Publikation regeln: Ein zunächst kostenpflichtig erschienener Artikel wird dabei nach Ablauf einer Frist an anderer Stelle kostenfrei zugänglich gemacht. Das kann beispielsweise über die Homepage des Autors oder des Instituts, aber auch über Online-Archive – digitale Repositorien – geschehen. Beispielsweise stellt PubMed Central als Repositorium 2,2 Millionen kostenlose Volltext-Artikel aus der Biomedizin und den Life Sciences zur Verfügung. Das ursprüngliche Angebot der Verlage bleibt dabei parallel erhalten, gegebenenfalls auch gegen Gebühr.

Bisher erlauben zwar einige Verlage eine Zweitveröffentlichung durch die Autoren, allerdings erst nach Ablauf einer Sperrfrist, zudem oft nur von einer Manuskriptversion – das schränkt die Zitierfähigkeit ein. Die Bedingungen für die Zweitveröffentlichung verstecken sich in den ‚Copyright Policies’ der jeweiligen Zeitschrift und sind je nach Publikationsvertrag verschieden. Weil viele Autoren mit den Regelungen nicht vertraut sind, bewegen sie sich bei einer eigenhändigen Zweitveröffentlichung oftmals in einer rechtlichen Grauzone.

Die Allianz fordert deshalb die gesetzliche Einführung eines „unabdingbaren Zweitveröffentlichungsrechts“, um den „Grünen Weg“ für Autoren zu ebnen. Die Interessen der Verlage sollen dabei durch eine Embargofrist von sechs Monaten für naturwissenschaftliche und medizinische Artikel gesichert werden.

Vorteile bietet für die Autoren sowohl der „Grüne“ als auch der „Goldene“ Weg: vermehrtes Zitieren durch die bessere Verfügbarkeit, erhöhte Sichtbarkeit der eigenen Forschung durch direkten Zugang für die Leser und damit erleichterter Transfer der Ergebnisse in Gesellschaft, Wirtschaft und innerhalb der Wissenschaft. Wissenschaftler selber sprachen sich übrigens in einer  Mehrheit von 89 Prozent für Open Access  aus (SOAP, Study of Open Access Publishing).


Paul Krusche
Bild: leicagirl / photocase.com



Letzte Änderungen: 04.03.2013