Editorial

Viermal „Sweet Sixteen“

Deutsche Teams landeten bei der International Genetically Engineered Machine Competition (iGEM), einem Wettbewerb zur synthetischen Biologie in Boston, zwar nicht auf dem Treppchen – schnitten aber dennoch sehr gut ab.

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(22. November 2012) Die Spielregeln sind einfach: Zu Beginn erhält jede gemeldete Mannschaft ein Kit aus Vektoren und so genannten BioBricks, die von der Non-Profit-Organisation „BioBricks Foundation“ kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Diese BioBricks sind standardisierte DNA-Bausteine, die nach dem Baukastenprinzip zusammengesetzt sind und in verschiedene Organismen eingeschleust werden können. Den gesamten Rest, von der Konzepterarbeitung und der Laborarbeit bis hin zum Anwerben von Sponsoren, stellen die Teams vollkommen selbstständig auf die Beine.

 

Der iGEM-Wettbewerb wurde 2003 als kleiner Kurs am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Boston gegründet. In diesem Jahr zog das Konzept bereits 190 Teilnehmer an. Eine Gruppe wurde von 15 Studierenden am Centrum für Biotechnologie (CeBiTec) der Uni Bielefeld gebildet, über deren Teilnahme am europäischen Vorentscheid wir in Laborjournal 10/2012 (S. 21-22) bereits ausführlich berichtet hatten. Ziel der Bielefelder war, ihre BioBricks dazu zu nutzen, um mit Hilfe von E. coli und Pichta pastoris gewisse Laccase-Enzyme in großen Mengen zu exprimieren und damit die Rückstände von Östrogen und anderer Aromaten aus dem Wasser zu filtern.

 

Nun ist der Wettbewerb vorbei – und die Bielefelder Gruppe hatte es nicht nur durch den europäischen Vorentscheid, sondern bis in die „Sweet Sixteen“ geschafft. Damit darf sie sich etwa in einem Atemzug mit Gruppen aus Stanford-Brown und Calgary nennen. Doch dies war nicht das einzige Team aus dem deutschsprachigen Raum in der engeren „Halbfinal“-Auswahl. Gesellschaft erhielten die Bielefelder von der Uni Freiburg und beiden Münchener Universitäten.

 

Die 17 Freiburger fanden einen Weg, sogenannte TALEs (transcription activator-like effectors) – DNA-Bindeproteine, die in der synthetischen Biologie häufig als künstliche Transkriptionsfaktoren gebraucht werden – leichter nutzbar zu machen. Konkret kreierten sie ein Kit, das TALEs schneller und einfacher als bisher zusammensetzen kann.

 

Das Team der TU München setzte dagegen auf die biosysnthetische Erzeugung von Lebensmittel-Inhaltsstoffen und machte sich daran, das zu tun, wofür ihre Stadt bekannt ist: Bierbrauen. „IGEMs first and finest SynBio Beer“ enthält nun Limonen, Xanthohumol, Thaumatin und Koffein – alles synthetisch, inklusive Ethanol-abhängigem und licht-schaltbarem Promotersystem.

 

Ihre stadtinterne Konkurrenz von der LMU wiederum erweiterte in ihrem Projekt das BioBricks-System, das bisher nur für E. coli ausgelegt war, für den Einsatz in Bacillus subtilis – inklusive kompatibler Promotoren, Reportergenen, Aufreinigungstags und Vektoren.

 

Gewonnen hat letztendlich das Team aus Groningen, gefolgt von Ljubljana und Paris-Bettencourt. Jedoch schaffte es die LMU-Münchener immerhin nach den „Sweet Sixteen“ noch unter die vier Finalisten und gewannen zusätzlich den Preis für das beste Anwendungs-Projekt. Geld gibt es indes keines. Dafür aber eine Trophäe in Form eines Legosteins, sowie Ruhm, Ehre und eine studentische Erfahrung, die sicherlich unbezahlbar ist.

 

Angelina Scheck



Letzte Änderungen: 25.11.2012
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