Editorial

Heidelberger Habilitations-Humbug

Eine ehemalige Angehörige des Uniklinikums Heidelberg war dort nie als Professorin angestellt. Zudem hat sie in ihrer Habilitationsarbeit plagiiert. Dennoch wandert die Dame seit Jahren als „Heidelberger Universitätsprofessorin“ durch die internationalen Medien. (UPDATE: Mit Presseerklärung der Uni Heidelberg als Reaktion auf den Artikel.)


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(18. April 2013) Die indische Gentechnik-Kritikerin Suman Sahai ist eine begehrte Gesprächspartnerin. Bei Podiumsdiskussionen debattiert Sahai, die in den 1980er Jahren eine Zeit lang in Deutschland lebte, regelmäßig mit Parlamentsabgeordneten und TV-Showgrößen. Sahai hat gute Kontakte zum Beraterkreis des Präsidenten der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso. Und als Drahtzieherin der von ihr gegründeten Agrarlobby-Organisation Gene Campaign beeinflusst Sahai seit Jahren die indische Gesetzgebung und Forschungspolitik.

Die wortgewandte Aktivistin beeinflusst auch das Meinungsbild deutscher TV-Zuschauer. Denn ihnen präsentiert sich Sahai, stilgerecht im traditionellen indischen Sari auftretend, regelmäßig als Koryphäe für Pflanzenzucht und Gentechnik. In dieser Rolle spielt sie die Rolle der engagierten Kämpferin für die Rechte der Armen, die Kleinbauern in Indien unabhängiger von den internationalen Saatgutkonzernen machen möchte. Die Gute (Sahai) im ewigen Kampf gegen das Böse (Monsanto und Co.).

Als Professorin omnipräsent in den Medien

Im Oktober 2010 trat Sahai in der Fernsehsendung „SWR1 Leute“ und als Studiogast bei „Planet Wissen“ auf; im Februar 2011 im Auslandsprogramm der Deutschen Welle. Und selten fehlt dabei der Hinweis aufs hohe naturwissenschaftliche Renommee der Inderin, erworben an der deutschen Elite-Universität Heidelberg:

„Dr. Suman Sahai ist habilitierte Humangenetikerin der Universität Heidelberg. 2002 wurde sie mit dem Borlaug Preis, eine der höchsten Auszeichnungen der internationalen Agrarforschung, ausgezeichnet.“ (http://www.planet-wissen.de)

„Suman Sahai lehrt weltweit an Universitäten, darunter auch in Heidelberg.“ (http://www.swr.de)

Auch Industrielle suchen Sahais Nähe. Vom schwäbischen Nudelfabrikanten Klaus Freidler (Alb-Gold) wurde Sahai Ende 2009 zur Podiumsdiskussion „Grüne Gentechnik und Welthunger“ als akademische Kapazität eingeladen:

„Wie hängen Armut, Hunger und Agro Gentechnik zusammen? (...) Alb-Gold Firmenchef Klaus Freidler konnte mit Frau Professor Dr. Suman Sahai, Humangenetikerin an der Universität Heidelberg, und Dr. Rudolf Buntzel zwei international renommierte Experten gewinnen, die unter der Leitung von Moderator Manfred Ladwig, dem erfahrenen Journalisten und ausgewiesenen Globalisierungsexperten des SWR, interessante Einblicke in die globalen Zusammenhänge gewährten.“ (http://www.swp.de)

Jedoch entpuppt sich die Geschichte von der „Heidelberger Humangenetik-Professorin“ Suman Sahai als Luftblase. Auch mit der Habilitation der „renommierten Expertin“ stimmt so Einiges nicht.

Eine anonyme E-Mail ...

Auslöser für diesen Artikel war eine anonyme E-Mail, die Ende September 2012 in der Laborjournal-Redaktion einging. Unter dem Betreff „Wissenschaftliches Fehlverhalten“ schrieb man uns Folgendes:

„Das Kapitel „Glutamat im Gehirn von Säugetieren“ in der Habilitationsschrift von Suman Sahai ist ein Wort-für-Wort-Plagiat von F. Fonnum (1984), Glutamat: ein Neurotransmitter im Gehirn von Säugetieren, J. Neurochem. 42 (1):1-11. Professor Bartram, Direktor des Instituts für Humangenetik in Heidelberg (wo diese Habilschrift 1987 veröffentlicht wurde), wurde vor rund sieben Monaten informiert, hat sich jedoch dafür entschieden, nicht zu handeln. Dr. Sahai präsentiert sich in Indien als „Professor an der Universität Heidelberg“ und veröffentlicht Schriften über Ethik in der wissenschaftlichen Forschung. (...)“

Oha – Suman Sahai, die honorige Kämpferin für die Rechte armer Kleinbauern, soll eine Betrügerin sein, und die Universität Heidelberg aktiv ihr wissenschaftliches Fehlverhalten vertuschen? Schlimme Vorwürfe, die der unbekannte Briefschreiber da erhebt – aber treffen sie auch zu?

... ist für gewöhnlich mit Vorsicht zu genießen

Anonyme Anschuldigungen sind grundsätzlich mit höchster Vorsicht zu behandeln. Oftmals verstecken sich hinter vermeintlichen Whistleblowern verwirrte Geister und hinter scheinbaren Betrugsfällen nur lauwarme Flatulenzen. Doch solange ein gewisser Anfangsverdacht gegeben ist, muss diesem nachgegangen werden. Im vorliegenden Fall konnten binnen weniger Minuten zumindest folgende Eckdaten als richtig bestätigt werden:

# Frau Sahai hat sich Ende 1986 in Heidelberg habilitiert.

# Ein gewisser Frode Fonnum hat 1984 den zitierten Fachartikel im Journal of Neurochemistry veröffentlicht.

# Der Direktor der Heidelberger Humangenetik heißt Claus Bartram.

Um den Plagiatsverdacht zu überprüfen, musste die Habilitationsschrift von Sahai mit dem Paper von Fonnum verglichen werden. Der Journal of Neurochemistry-Artikel ist frei im Web zugänglich; bei Sahais Habilschrift gestaltete sich die Sache anfangs problematisch. Da keine digitale Version der in den 1980er Jahren verfassten Arbeit verfügbar war, dauerte es mehrere Wochen, bis Sahais Werk der Laborjournal-Redaktion vorlag. Doch dann war offensichtlich, dass daran etwas faul ist.

Erfolgreiche Habilitation am Institut für Humangenetik

Frau Sahai fertigte die 456 Seiten umfassende Habilitationsarbeit Mitte der 1980er Jahre am Heidelberger Institut für Anthropologie und Humangenetik an, damals geleitet vom Humangenetiker Friedrich Vogel. Im November 1986 reichte Sahai ihre Schrift mit dem Titel „Elucidation of the Role of Neurotransmitter Glutamate in Normal and Abnormal Mental Function“ ein.

Ein Zeitzeuge, der in den 1980er Jahren ebenfalls in der Heidelberger Humangenetik tätig war, hat Frau Sahai als „schlechte Wissenschaftlerin“ in Erinnerung; dies sei jedoch lediglich seine persönliche Meinung, die man nicht teilen müsse. Es sei damals am Institut das Gerücht umgegangen, Sahai stamme aus einer indischen Familie, die früher eine eigene Privatarmee unterhalten habe. Das Selbstbewusstsein der Dame sei jedenfalls „außergewöhnlich stark“ gewesen, und wenn sie das Labor verunreinigte, habe Sahai erwartet, „dass sich die Kollegen um den von ihr verursachten Saustall kümmerten“.

Der damalige Institutsdirektor Friedrich Vogel soll seiner energischen Habilitandin allerdings wohlgesonnen gewesen sein. Vogel sei es „ein großes Anliegen“ gewesen, Frau Sahai zu habilitieren. Er selbst kann nicht mehr zur Sache befragt werden; er starb 2006 im 82. Lebensjahr.

Laut eines handschriftlichen Vermerks auf dem Deckblatt hatte sich Sahai mit ihrer Arbeit am 3. Juni 1987 erfolgreich habilitiert. Ihre Lehrbefugnis (Venia Legendi) erteilte man ihr laut desselben Vermerks am 2. Februar 1988.

Die Arbeit eines Kollegen zweitverwertet

Wohl zu Unrecht. Denn Sahai hätte schon die Zulassung zur Habilitation versagt werden müssen. In ihrer Habilarbeit hat sie plagiiert, und das nicht zu knapp. In der Habilitationsordnung der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg ist unter §6 (Habilitationsprüfung) Absatz (4) zu lesen:

„Die Zulassung zur Habilitation ist zu versagen, wenn sich der Habilitand/die Habilitandin einer Täuschung schuldig gemacht hat, insbesondere, wenn gegen die Grundsätze zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der Universität Heidelberg verstoßen wurde.“

Wenigstens ein komplettes Kapitel von Sahais Habilitationsarbeit ist abgekupfert, wie vom anonymen Whistleblower behauptet: Sahai hat 1986 den zwei Jahre zuvor publizierten Fachartikel des norwegischen Neuroforschers Frode Fonnum zweitverwertet. Dessen zwölfseitiger Kurzreview „Glutamate: A Neurotransmitter in Mammalian Brain“ findet sich in weitgehend gleicher Form auf den Seiten 54 bis 70 von Sahais Habilitationsschrift. Die Übereinstimmungen sind frappierend – zwar hat Sahai mal hier einen Halbsatz weggelassen, mal dort einen Satz umformuliert und (selten) ein paar eigene Sätze oder gar Absätze eingefügt. Dennoch sind die beiden Texte weitgehend identisch. Selbstredend hat Sahai nicht angegeben, dass „ihr“ Text die geistige Leistung eines anderen ist.

Was meint der Urheber zum Textklau?

Frode Fonnum, geboren 1937, ist Toxikologe und seit Ende 2012 emeritierter Professor der Universität Oslo. Fonnum war einst Direktor am Forsvarets forskningsinstitutt (FFI) nahe Oslo, einer Forschungseinrichtung des norwegischen Verteidigungsministeriums. In seinem Fachgebiet gehört der Neurotransmitter-Experte zu den führenden Wissenschaftlern weltweit; 275 begutachtete Publikationen in der Medline zeugen davon.

Fonnum gab gegenüber Laborjournal an, Frau Sahai sei ihm bisher völlig unbekannt gewesen und auch von ihrem Plagiat habe er bis zur E-Mail des Laborjournal-Reporters nichts gewusst.

Ob sich Sahai auch an anderen Stellen ihrer Arbeit fremdbedient hat, haben wir nicht überprüft und ist auch nicht weiter relevant. Klar ist jedenfalls, dass die damalige Zuerkennung der Lehrbefähigung an Frau Sahai auf wissenschaftlichem Betrug beruht und man ihr in Heidelberg die Lehrbefugnis nach Bekanntwerden des Plagiats hätte entziehen müssen, sofern man dort Wert auf korrektes wissenschaftliches Arbeiten legt. In §15 (3) Punkt 1 der Habilitationsordnung steht dazu Folgendes:

„Die Lehrbefugnis kann widerrufen werden, wenn sie durch Täuschung oder andere unzulässige Mittel erworben wurde.“

Wohlgemerkt: So steht es in der aktuell gültigen Habilitationsordnung der Medizinischen Fakultät (die seinerzeit gültige Fassung konnte bisher leider nicht eingesehen werden). Vielleicht war das Plagiieren ja 1986 zulässig an der Ruprecht-Karls-Universität?

Fonnum gab ferner zur Auskunft, weder die Universität Heidelberg noch sonst jemand habe ihn, den wahren Autor, bisher auf das Plagiat aufmerksam gemacht.

Der Dekan tut: nichts

Zumindest der Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg, der Kinderarzt Claus Bartram, sollte allerdings schon seit mindestens einem Jahr von Sahais Plagiat wissen (leider reagiert Bartram seit Wochen nicht auf E-Mails und verweigert sich auch sonst jedem Versuch einer klärenden Kontaktaufnahme). Was also hat die Medizinische Fakultät, was hat der Dekan bisher in der Plagiatsaffäre unternommen?

Rein gar nichts, steht zu befürchten.

Dabei habe er doch, so unser Whistleblower, bereits im Februar 2012 den Dekan Bartram höchstpersönlich über die Angelegenheit informiert. Diese Aussage ist aufgrund der erwähnten Kooperationsunlust der Hochschule nicht nachprüfbar (auch die Pressestelle des Uniklinikums versucht seit Wochen nach Kräften, die Recherche zu diesem Artikel zu behindern – auf konkrete Fragen antwortete man unvollständig oder gar nicht). Allerdings wurde der Redaktion eine höchst interessante E-Mail zugespielt. Aus dieser geht zweifelsfrei hervor, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) spätestens am 6. August 2012 vom (zu diesem Zeitpunkt mutmaßlichen) Plagiat Sahais wusste und auch dessen Untersuchung zusicherte. Ein halbes Jahr später, am 15. Januar 2013, teilte die DFG dann dem anonymen Whistleblower in einer E-Mail mit:

„Was Ihre Anschuldigungen bezüglich wissenschaftlichen Fehlverhaltens betrifft, so hat die Universität Heidelberg bereits Maßnahmen ergriffen.“

Tatsächlich? Bisher sind jedenfalls keine Maßnahmen bekannt geworden – weder eine offizielle Verlautbarung über den Plagiatsfall noch sonst irgendetwas. Die in der Heidelberger Unibibliothek ausleihbare Habilitation Sahais trägt bisher keinen roten Warnstempel „Plagiat“ oder ähnliches, und der Hauptgeschädigte, Frode Fonnum, wurde wie erwähnt nicht mal über den Ideenklau informiert.

Wie es scheint, beschränken sich die „Maßnahmen“ der Universität darauf, neugierigen Pressevertretern Prügel zwischen die Beine zu werfen und die Sache ansonsten totzuschweigen.

Nun könnte man natürlich sagen: Was soll das? Die Sache ist doch mehr als 25 Jahre her!

Mag sein, aber zumindest Herr Fonnum könnte dies mit Recht anders sehen. Zudem ist in Deutschland für die Entziehung von Doktorgraden bislang keine Verjährungsfrist vorgesehen; bei Habilitationen ist‘s ähnlich.

 „Wer plagiiert, muss damit rechnen, dass wissenschaftliches Fehlverhalten sogar posthum erkannt und dokumentiert wird“, stellt der Berliner Rechtswissenschaftler Gerhard Dannemann in einem Kommentar zur Schavan-Affäre klar, und weiter: „Wer plagiiert, muss zeitlebens auch mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.“ (Forschung & Lehre, Juni 2012)

Heidelberger Professorin oder Frau Hochstaplerin?

Wie steht‘s nun aber mit der angeblichen Professur von Frau Sahai? Die Pressesprecherin des Uniklinikums teilte dazu lediglich mit, Sahai sei „vor einigen Jahren nicht mehr in der Lage gewesen, ihren Lehrverpflichtungen in Heidelberg nachzukommen“ und habe daher auf ihre Lehrbefugnis verzichtet. Weitere Auskünfte würden „aus Gründen des Datenschutzes“ nicht gegeben.

Ein langjähriges Mitglied des Instituts für Humangenetik, das ungenannt bleiben möchte, versicherte hingegen, Frau Sahai habe Heidelberg bereits spätestens 1989 verlassen; sie sei damals nach Indien zurückgekehrt und habe dort ihre Anti-Gentechnik-Aktivitäten begonnen. Im Übrigen sei sie am Heidelberger Uniklinikum „niemals Professorin“ gewesen: „Frau Sahai hat nie hier gelehrt. Falls sie sich jemals als Professorin der Universität Heidelberg bezeichnet hat, so ist dies Quatsch!“

Wir halten fest: Frau Sahai hat plagiiert und war nie Professorin an der Universität Heidelberg, tritt in der Öffentlichkeit jedoch als solche auf. In ihrem 31 Seiten(!) umfassenden Lebenslauf, der Mitte Februar 2013 im Internet abrufbar war, gibt sie ganz unverblümt an, eine „Professorship (Habilitation) in Genetics (University of Heidelberg, Germany)” zu besitzen.

Ist der Ruf erst ruiniert...

Sollte diese Hochstapelei den Verantwortlichen an der ältesten deutschen Universität nicht zu denken geben? Immerhin hängt man an der 1386 gegründeten Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg dem honorigen Leitbild an, eine Forschungsstätte „von internationalem Rang“ zu sein. Als eine von nur elf deutschen Elite-Universitäten nehme man „eine führende Position in Deutschland und Europa ein“. Man sei dabei „den Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis verpflichtet“, heißt es auf der universitären Website weiter.

Angesichts derartig hoher Ansprüche muss es doch enorm dem Ruf schaden, wenn sich eine Schwindlerin mit dem guten Namen dieser akademischen Weihestätte schmückt.

Papperlapapp! Eine Medizinische Fakultät wie die in Heidelberg, die unlängst eine Dissertation für gültig erklärte, deren Diskussion und Schlussfolgerung zu 99,9% wörtlich aus der Habilschrift des Doktorvaters und deren Hypothesen und Ergebnisse zu 80% aus der Dissertation eines anderen Doktoranden abschrieben sind, deren Ruf ist nicht mehr zu ruinieren.

Er ist es bereits.

Da kann man auch problemlos eine Professorin in den eigenen Reihen dulden, die gar keine ist und es auch niemals war. Fürs Renommee ist eine solche falsche, aber prominente Professorin allemal förderlicher als ein Haufen echter Lehrkörper, die kein Mensch kennt und die erst recht niemals in TV-Shows oder bei einer Nudelfabrikanten-Veranstaltung auftreten würden.

Und die Sache mit dem phänomenalen Preis?

Damit kann der Fall Sahai als aufgeklärt gelten. Lediglich die Sache mit dem „Borlaug-Preis“ bedarf noch eines kleinen Nachtrags. Sie erinnern sich? Wo immer Frau Professor auftritt, wird auch diese hochrenommierte internationale Auszeichnung erwähnt, die sie 2002 gewonnen habe.

Gut, man hat unserer „Professorin“ wohl 2004 (nicht 2002) tatsächlich diesen Borlaug-Award verliehen.

Doch auch die Geschichte vom angeblich so renommierten Preis ist faul. Denn beim Borlaug-Award handelt es sich keineswegs um „eine der höchsten Auszeichnungen der internationalen Agrarforschung“. In Wahrheit ist dieser Award eine allenfalls regional bedeutsame Dekoration; eine Anerkennungsplakette, die durch eine indische Düngemittelfirma verliehen wird und mit 500.000 Rupien (aktueller Gegenwert: 7.000 Euro) sowie einer hübschen Goldmedaille dotiert ist.

Wirklich prestigeträchtig wäre ein anderer Preis: der mit einer Viertelmillion Dollar Preisgeld verbundene „World Food Prize“, ins Leben gerufen vom amerikanischen Friedensnobelpreisträger mit Namen, richtig: Norman Borlaug. Doch diesen Preis hat Sahai nie bekommen – nur dessen ähnlich klingenden kleinen Bruder.

Winni Köppelle

(Der Artikel erschien im aktuellen Laborjournal 4/2013, S. 14-17; Startfoto: Heidelberg Marketing)

 

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UPDATE: Die Reaktion der Universität Heidelberg

 

Kurz nach Erscheinen des Artikels veröffentlichte die Universität Heidelberg folgende Pressemeldung zum Thema:

Stellungnahme der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg

14.04.2013

Die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg hat sich mit den anonymen Vorwürfen gegen die ehemalige Mitarbeiterin Suman Sahai auseinandergesetzt und in Abstimmung mit der Universität entsprechende Konsequenzen gezogen.

Frau Sahai war in den achtziger Jahren im Institut für Humangenetik der Universität Heidelberg tätig und hat sich dort habilitiert. Frau Sahai hatte zu keiner Zeit eine Professur an der Universität Heidelberg inne.

Im November 2011 sind Universität und Medizinische Fakultät mit dem anonymen Vorwurf konfrontiert worden, dass Frau Sahai in ihrer Habilitationsarbeit andere wissenschaftliche Veröffentlichungen plagiiert habe.

Die Universität und die Medizinische Fakultät missbilligen die Praxis, dass derart schwerwiegende Vorwürfe anonym vorgebracht werden.

Der Habilitationsausschuss der Medizinischen Fakultät hat dennoch den Sachverhalt überprüft und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Textanteile der wissenschaftlichen Publikation eines anderen Autors übernommen worden sind. In seiner Sitzung am 9. Januar 2012 stellte er fest, dass die Einleitung der Habilitations-Schrift überwiegend identisch mit einer 1984 publizierten Übersichtsarbeit ist, ohne dass dieser Text als Zitat gekennzeichnet ist. Zudem ist Frau Sahai, die in Indien lebt, ihren Lehrverpflichtungen als Habilitandin nicht mehr nachgekommen.

Als Konsequenz wurde Frau Sahai am 26. Januar 2012 schriftlich aufgefordert, in Anbetracht der gravierenden Mängel ihrer Habilitationsschrift und der versäumten Lehrverpflichtungen ihre Lehrbefugnis (venia legendi) und damit den Titel „Privatdozentin“ zurückzugeben.

Am 1. Juni 2012 hat Frau Sahai in einer Email den Verzicht auf die venia legendi erklärt.

Frau Sahai war und ist nicht berechtigt, sich als Professorin der Universität Heidelberg zu bezeichnen. Ungeklärt ist, ob Frau Sahai möglicherweise eine Professur an einer anderen Universität hat. Eine offizielle Titelführung wird die Universität Heidelberg entsprechend monieren.

Heidelberg, den 14. April 2013

Die Universität Heidelberg hat mit Schreiben vom 08.06.2014 mitgeteilt, dass diese Pressemitteilung auf der Klinik Homepage gelöscht wurde. Ein Grund für diese Löschung wurde seitens der Klinik nicht genannt.



Letzte Änderungen: 17.05.2013