Editorial

Alle Jahre wieder

Weihnachten ist das Fest der Liebe. Was aber tun, wenn manche Kollegen lieber aufeinander schießen anstatt besinnlich bei Lebkuchen und Krippenspiel zu feiern? Ein weiteres Dilemma aus der Reihe „Erlebnisse einer (anderen) TA“.
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(20. November 2013) Sechs Wochen vor Heiligabend liegt die obligatorische Abstimmungsemail über den Ablauf der Weihnachtsfeier in meinem Postfach. Es ist jedes Jahr aufs Neue spannend, wer sich diesmal erbarmt und die Organisation übernimmt. Dem armen Tropf bleibt dann meist nur noch eine Woche Zeit.

Hier die diesjährigen Vorschläge aus dem WOK (Weihnachtsfeier-Organisationskomitee):

» Weihnachtsmarkt

» Schlittschuhlaufen

» Besinnliche Feier im Seminarraum

» Laser-Tag

Ich stutze, lese ein weiteres Mal. Warum nur muss ich plötzlich an diese „Welcher-Begriff-passt-nicht-zu-den-anderen“-Rätselfragen denken? Laser-Tag? Zu Weihnachten?

Ich kann mir schwer etwas vorstellen das, von den zahlreichen bunten Lichtern mal abgesehen, weniger zum Fest der Liebe passt, als mit einem Phaser bewaffnet in einer spärlich beleuchteten Arena von Deckung zu Deckung zu huschen und dabei mittels Laserstrahlen meine Kollegen abzuknallen. Jeder Treffer wird durch die kurzzeitige Deaktivierung ihrer Spielerweste angezeigt. Nach ein paar Sekunden darf der so Gestorbene dann wiederauferstehen. Wem das fünfmal widerfährt, der muss an seine Ladestation zurückkehren, um dort die ultimative Reinkarnation durch Rechargen seines Phasers zu zelebrieren.

Berücksichtigt man den christlichen Hintergrund der anstehenden Festlichkeit, müsste man Laser-Tag demnach nicht eher zu Ostern spielen? Die Mehrheit meiner abstimmenden Kollegen scheint gleichgültig ob dieser theologischen Problematik. Laser-Tag gewinnt die Wahl mit vier Stimmen Vorsprung.

Mit was für Banausen arbeite ich eigentlich zusammen, die an solch grundlegende Dinge keinen Gedanken verschwenden?

Was wäre passender für unsere Weihnachtsfeier? Eine dem festlichen Anlass angemessene Aktivität zu ersinnen, die gleichzeitig die Zustimmung der Kollegen findet, ist alles andere als einfach. Für die Aufführung eines Krippenspiels dürfte der Impact-Faktor um den relativen Nullpunkt liegen.

Vielleicht ein Kompromiss aus beidem? Laser-Tag in weihnachtlicher Aufmachung? Christkindlein mit Flügelchen, die mit Apfel, Nuss und Mandelkern bewaffnet, in tief verschneiter Arena, zwischen dunklen Tannen Jagd auf Weihnachtsmänner machen? Auch nicht so ganz der Geist der Weihnacht.

Am besten mache ich es wie meine Kollegen und ignoriere derartige Feinheiten. Schließlich besteht auch die Möglichkeit, dass manche dafür gestimmt haben weil es Spaß macht oder sie es, ganz unabhängig vom Anlass, einfach mal ausprobieren wollen.

Ich bin eine davon.

 

Maike Ruprecht



Letzte Änderungen: 10.01.2014