Editorial

Buchbesprechung

Winfried Köppelle




Michael Green:
Stunde Null.

Taschenbuch: 448 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch); Auflage: Aufl. 2011 (22. Juli 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3404160657
ISBN-13: 978-3404160655
Preis: 9,30 EUR

Mad Max für Anspruchslose

Eine hochaggressive Version des SARS-Virus killt binnen weniger Monate die komplette Menschheit. Lediglich ein halbes Dutzend Abkömmlinge der neuseeländischen Familie Chatfield überlebt. Es liegt an ihren guten Genen, denn die machen immun gegen die Seuche. Nach einer Missgeburt erkennen die Übriggebliebenen jedoch messerscharf: Ihr Genpool ist zu klein, um der Spezies Mensch eine Zukunft zu sichern. Also machen sich Papa Chatfield und Sohn Steven per Segelboot auf nach England, um dort nach anderen mutmaßlich überlebenden Familienmitgliedern zu fahnden, während die zurückgelassene Kleinfamilie eben – die soll sich nicht so haben! – für unbestimmte Zeit und mutterseelenallein ohne sie klarkommen muss. Die Durchquerung der Weltmeere gelingt den beiden Hobbyseglern mühelos, und auch die Suche nach den europäischen Resten der Chatfield-Sippe dauert nur wenige Tage. Nur entpuppen sich die englischen Blutsverwandten als jämmerliche Waschlappen, die sich widerstandslos von fünf dekadenten Blutsverwandten terrorisieren lassen: Binnen eines Jahres hat sich die älteste Demokratie der Welt zu einer mittelalterlichen Feudalgesellschaft zurückentwickelt, bestehend aus rund fünfzig Gemüsebauern und Putzfrauen, unterjocht von ihren böswilligen Vettern. Die Unterdrückten müssen Sklavendienste verrichten und sich bei Ungehorsam brandmarken lassen – und sind ihren Herren seltsamerweise auch noch dankbar dafür.

Klar, dass es hoch her geht, als unsere beiden Seefahrer aus Down Under in die Idylle platzen und alte demokratische Ideale wiederaufleben lassen wollen. Der Schluss dieser schönen Geschichte sei hier natürlich nicht verraten, nur soviel: Er passt ins Bild wie der Gartenzwerg in Nachbars Garten.

Für die Freunde kultivierter Sat1-Nachmittagsserien und Groschenroman-Literatur á la „Der Bergpfarrer“ oder „Joe killte den Gangsterboss“ ist Stunde Null fraglos ein Knüller. Die Logik der Handlung schlägt nervöse Purzelbäume, dafür fehlen Überraschungen gänzlich, und das Ende kennt man spätestens zur Halbzeit. Zudem ist ein schöner Stammbaum abgedruckt.




Letzte Änderungen: 09.11.2013