Editorial

Folge 4: Das Loch von Lörrach




2. Februar 1997, 12:00 Uhr mittags, Institut für Molekularbiolotterie in Lörrach

Der junge Akademische Oberrat Wolfgang M. macht eine erstaunliche Entdeckung. Im Lagerraum für radioaktive Abfälle fehlt der große Abklingbehälter. Dort, wo er stand, besitzt der Raum jetzt ein Loch von erstaunlicher Tiefe. Eine erste Rekonstruktion ergab, daß der radioaktive Abfall im Abklingbehälter nach dem letzten Einpressen von strahlendem Müll wohl die kritische Masse zur Kernschmelze erreicht und sich durch den Boden geschmolzen hat. Wie konnte soviel Abfall in diesen Behälter gelangen? Wolfgang M. "Ich rufe seit 20 Jahren jeden Montag bei der Entsorgungsfirma an. Sie sollen das Zeug abholen. Am Anfang hieß es immer: "Jaja, wir kommen nächste Woche". Später ging nicht einmal mehr jemand ans Telefon. Ich kann das Zeug ja schließlich nicht in meinem Garten verbuddeln." Gegen den jungen Oberrat läuft inzwischen ein atomwaffenrechtliches Verfahren. Der Institutsdirektor dagegen dankte Wolfgang M. für die ebenso einfache wie kostengünstige Entsorgung des Problem-Abfalls. Die Ermittlungen laufen noch.

Henning-Schultze/Kai Herfort


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