Editorial

Methoden kaum im Vorteil

Was können Zitationsvergleiche ... nicht unbedingt?



Auch diesmal weniger eine fiktive Geschichte um "besonders elegante" Methoden des Zitateklaubens – auch diesmal, wie im vorigen Heft, die Entmystifizierung eines Vorurteils. Es lautet: Methodische Artikel werden häufiger zitiert als "echte" Research-Paper.

Sicher, methodische Artikel gehören zu den meistzitierten der jüngeren Wissenschaftsgeschichte. Wer denkt da nicht an das 1970er Paper von Lämmli über die SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese von Proteinen in Nature? Selbst heute noch wird es mehrere hundertmal pro Jahr zitiert. Gleiches gilt etwa auch für das Paper von Bradford in Analytical Biochemistry von 1976, in dem dieser die erste Proteinfärbung mit Coomassie beschrieb.

Ganz klar also, es gibt diese "Megaseller" unter den Artikeln, die vor allem Methodisches beschreiben. "Megaseller", die in punkto Zitierungen Artikeln mit "bahnbrechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen" in nichts nachstehen.

Aber, haben sie es nicht auch verdient? Schließlich gibt es genug Leute, die meinen, dass vor allem neue oder zumindest deutlich verbesserte Methoden die Forschung deutlich voranbringen, indem sie ganze Rattenschwänze von Problemen und Theorien überhaupt erst einer experimentellen Prüfung zugänglich machen.

Wie auch immer, zumindest das Nobelpreiskommittee scheint es bisweilen ähnlich zu sehen: Frederic Sanger, Walter Gilbert, Georges Köhler, Cesar Milstein, Kary Mullis, Michael Smith... – allesamt bekamen sie Nobelpreise für Methoden wie Protein- und DNA-Sequenzierung, monoklonale Antikörper, PCR, Site-directed mutagenesis.

Aber haben deshalb methodische Paper grundsätzlich einen Vorteil? Werden sie im Schnitt tatsächlich häufiger zitiert als Artikel, die ausschließlich Forschungsergebnisse vorstellen?

Man könnte ja argwöhnen, dass methodische Artikel oftmals ein größeres Publikum ansprechen als viele Research Paper, die in ihrer jeweiligen Nische nur für eine Handvoll Forscher interessant sind. Daraus wäre aber lediglich zu schließen, dass nur wenige methodische Paper sich unter den kaum oder gar nicht zitierten Artikeln befinden dürften.

Das Umgekehrte scheint jedenfalls tatsächlich der Fall. Jedes Jahr veröffentlicht das Institute for Scientific Information die meistzitierten biomedizinischen Paper des Vorjahres – fast nie ist ein methodisches unter den Top 25.

Und dass Methoden-Artikel grundsätzlich im Schnitt kaum mehr zitiert werden als Research Paper – dies bestätigen letztlich eindrücklich die Impact Faktoren (IF) rein methodischer Zeitschriften. Nicht berühmt, was da Journals wie Methods in Microbiology, Electrophoresis, BioTechniques oder das Journal of Immunological Methods zu bieten haben. Eine Recherche unsererseits fand unter etwa fünfzig methodischen Journalen kaum eins mit einem IF unter 1, aber auch nur drei mit einem IF von über 2. Spitzenreiter war Separation and Purification Methods mit knapp 3.6, das ist etwa das Niveau der FEBS Letters.

Fazit: Mit methodischen Papern wird man offenbar selten nie, aber auch selten viel zitiert.




Letzte Änderungen: 08.09.2004