Editorial

Tipp 100:
Mikrowelle als Verdaubeschleuniger


Den nachfolgenden Tipp schickte uns Kathrin Schlenz von der Abteilung Photobiologie der Beiersdorf AG :

"Es kommt tatsächlich nicht von ungefähr, dass die Laborarbeit oft lapidar als "Kochen" bezeichnet wird. Dazu dient schließlich auch der vielfach unterschätzte Material- und Methodenteil, der dem Anspruch auf "Nachkochen" gerecht werden soll. Der nun folgende Trick erinnert allerdings noch viel mehr an das traditionelle Kochen im Sinne der Zubereitung von Nahrungsmitteln und erfreut deshalb nicht nur engagierte und aufmerksame Wissenschaftler, die stets nach Optimierung etablierter Methoden fahnden.

Er wird auch all denjenigen einen triumphierenden Seufzer entlocken, denen die heimische Mikrowelle als die einzige Möglichkeit für die Zubereitung von Mahlzeiten, sprich dem traditionellen Kochen, geläufig ist. Nun hat man ein schlagkräftiges Argument mehr, weshalb die Mikrowelle aus unserem täglichen (Labor)-Leben nicht mehr wegzudenken ist.

Nicht nur die Spaghetti vom Vortag sind mit Hilfe der Mikrowelle im Handumdrehen oder besser gesagt im Tellerumdrehen zubereitet, sondern auch der Restriktionsverdau von aufgereinigter DNA. Als Faustregel gilt, dass 1 U des entsprechenden Enzyms 1 µg DNA in einer Stunde verdauen kann, was allerdings je nach verwendeten Enzym, Pufferbedingungen oder Reinheit der Template-DNA variieren kann, so dass die ganze Prozedur gut und gerne mal zwei Stunden dauern kann. Was sind schon zwei Stunden, mag man denken? "Zeit ist Geld", würde der Ökonom einwerfen und "Zeit ist Schlaf", ein Doktorand. Denn selbst diese relativ kurze Zeitspanne kann weiter reduziert werden. Genauer gesagt auf die Dauer von zwei Umdrehungen in der Mikrowelle. Geht nicht? Geht doch!

Zwar ist unser Labor auch nur über Gerüchte zu diesem Trick gekommen, aber schon bald wurde bei uns sämtliche DNA nebst Enzym und adäquatem Puffer bei 600 Watt und zwei Umdrehungen in der Mikrowelle "gekocht". Die anschließende Auftrennung im Agarosegel bestätigte zumeist den Erfolg dieser Methode. Zumeist! Auch hier gilt wie überall, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Es gibt also auch Enzyme, bei denen das nicht funktioniert. Da man pauschal keine Angabe machen kann, woran das liegt, gebe ich als Empfehlung:

Führen Sie in Ihrem Labor doch eine Liste ein, die genau die im Labor verwendeten Enzyme und deren Bezugsquelle aufführt und testen Sie diese einfach nach und nach alle durch!

Viel Spaß beim Kochen und gutes Gelingen
wünscht Kathrin Schlenz."



Letzte Änderungen: 24.04.2006