Editorial

Tipp 159:
Das Lang'sche Plattengieß-Verfahren

Trick 159a

Haben sichtlich Spaß beim Stapeln und Befüllen der Petrischalen-Pyramide: René Lang und Susanne Probst.

Angeblich war die größte Pyramide aus Champagner-Schalen sieben Meter hoch. Aber auch mit Petrischalen kann man tolle Pyramiden bauen, wenn es mit dem Plattengießen mal schneller gehen soll.


Agarplatten gießen

Manchmal braucht man sehr viele ­Petrischalen mit festem Nährmedium. Mit der altbewährten Methode, das Medium in die nebeneinander gestellten Schalen zu gießen und den Agar mit geöffnetem Deckel unter der Sterilbox fest und trocken werden zu lassen, kommt man da nicht weit. Weil wir in der Abteilung Life Science Engineering der HTW Berlin regelmäßig sehr viele Agarplatten benötigen, haben sich unser Doktorand René Lang und unsere Laboringenieurin Jutta Joensson eine sehr effiziente Methode ausgedacht, mit der man in kurzer Zeit viele Platten gießen kann.

Zuerst stapelt man die leeren Petrischalen mit geöffneten Deckeln unter der Sterilbox zu einer Pyramide. Dafür legt man die Petrischalen für die unterste Reihe im hinteren Teil der Sterilbox nebeneinander aus. Bei uns passen 12 Schalen nebeneinander. Dann werden die Deckel nacheinander hochgenommen und um eine halbe Petrischale versetzt wieder hingelegt. Der Deckel liegt nun halb auf der einen und halb auf der anderen Platte. Ich fange immer links an. Der erste Deckel kommt halb nach links und alle anderen Deckel folgen nach links.

Die zweite Reihe wird aufgebaut, indem die Petrischalen auf die geraden Deckel der ersten Reihe gestellt werden. Der Deckel ganz links kann nicht verwendet werden, da er schräg an der Schale angelehnt ist. Alle Deckel der zweiten Reihe werden nun auch wieder um eine halbe Schale versetzt abgelegt. Diese Prozedur wird solange fortgesetzt, bis die Pyramide fertig ist (siehe Bild links unten). Das klingt kompliziert, funktioniert aber mit etwas Übung ganz einfach. Die Pyramide ist so aufgebaut, dass von jeder Schale ein Viertel nach vorne geöffnet ist.

Für das Gießen der Platten benötigt man eine programmierbare Peristaltik-Pumpe, die das noch flüssige Medium durch einen Schlauch pumpt. Das Ende des Schlauches hält man in den geöffneten Teil jeder Schale bis die programmierte Mediummenge hineingepumpt wurde. Bei uns sind mindestens 23 Milliliter nötig, damit sich das Medium von alleine in der Schale verteilt. Wir lassen die Pyramide danach 15 Minuten stehen, damit das Medium erstarren und trocknen kann.

Trick 159b

Die einzelnen Petrischalen der Pyramide befüllt man mittels programmierbarer Peristaltik-Pumpe mit gleichen Volumina.


Auf diese Weise können wir mit einer Pyramide 78 Petrischalen gleichzeitig gießen. Da man mit dieser Methode nur wenig Platz in der Sterilbox benötigt, kann eine zweite Person anfangen eine weitere Pyramide zu bauen, während die andere noch Medium in die erste Pyramide füllt. Wir gießen auf diese Art und Weise 130 Petrischalen auf einmal.

Wer viele Petrischalen mit Festmedium benötigt, sollte das Stapeln der Petrischalen unbedingt zweimal ausprobieren. Danach ist das Schalenstapeln ein Kinderspiel.

Susanne Probst






Letzte Änderungen: 24.04.2012